Fisch des Jahres 2014 – Sterlet

Der Sterlet (Acipenser ruthenus)

Der kleinste und einzige noch in der österreichischen Donau lebende Vertreter der Störartigen wurde von den österreichischen Fischereiorganisationen zum Fisch des Jahres 2014 auserkoren. Er dient damit gewissermaßen als pars pro toto um für alle europäischen Störartigen den äußerst kritischen Gefährdungszustand zu unterstreichen. Zeitgleich wurde in Deutschland der Stör (Acipenser sturio) als Fisch des Jahres deklariert.

Von den fünf ursprünglich auch in Österreich vorgekommene Störartigen sind Hausen (Huso huso), Sternhausen (Acipenser stellatus), Waxdick (Acipenser gueldenstaedti) und Glattdick (Acipenser nudiventris) ausgestorben.

Steckbrief (Hochleithner 1996, Hauer 2007)

  • Länge / Gewicht: Maximal bis 1,2m / 20 kg; meist nur 2 – 3 kg.
  • Alter: Bis 27 Jahre, meist nur 12 – 15 Jahre
  • Rückenschilder: 11-18 / Seitenschilder: 56 – 71 / Bauchschilder: 10 – 20
  • Schnauze meist schmal und langgestreckt, 4 stark gefranste Bartfäden zwischen Maul und Schnauzenspitze.
  • Geschlechtsreife: Männchen 3-5 Jahre; Weibchen 5-8 Jahre
  • Laichzeit: April – Juni bei Wassertemperaturen von 10 – 17 °C
  • Eimenge: 20.000 – 30.000 Stk./kg Körpergewicht
  • Nahrung: Vorwiegend kleine, wirbellose Benthosorganismen (Würmer, Schnecken, Muscheln).
  • Gefährdungsstatus: Rote Liste Österreich – „vom Aussterben bedroht“ Im Anhang V der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) angeführt; Washingtoner Artenschutzabkommen Anhang II.

Lebensweise und Situation in Österreich

Der Sterlet ist ein reiner Süßwasserstör, der nur selten bis ins Brackwasser vordringt. Er kommt in Flüssen vor, die ins Schwarze Meer, Kaspischen Meer, Asowsche Meer, Weiße Meer und in die Karasee münden.

In der österreichischen Donau ist aktuell nur eine selbstreproduzierende Population im Unterwasser des Kraftwerks Jochenstein bei Engelhartszell beschrieben (Zauner, 1997). Seit den fünfziger Jahren, lange vor Besatzmaßnahmen, werden dort durch die Angel- und Netzfischerei Sterlets ab 15 cm aufwärts gemeldet. Die weiteren Bestände dieser Art im österreichischen Donauabschnitt beruhen größtenteils auf Besatzmaßnahmen. So wurde in den Jahren 2002-2005 vom Wiener Fischereiausschuss ein Besatzprogramm durchgeführt, in dessen Verlauf rund 8000 Sterlets mit einer Größe von 35-40 cm oberhalb und unterhalb des Kraftwerks Freudenau besetzt wurden (Friedrich 2009). Frühere Fänge im Bereich des Nationalpark Donauauen sind entweder auf Besatz oder Zuzug aus der ungarischen Donau zurückzuführen (Zauner, 1997). In der Drau werden seit den achtziger Jahren Besatzmaßnahmen durchgeführt. 1998 wurde erstmals eine natürliche Reproduktion nachgewiesen, wobei die Laichplätze in den Stauwurzeln sowie in den Einmündungen der Zubringer liegen (Honsig- Erlenburg& Friedl, 1999).

Gefahren

Als aktuell größte Gefahr für die Restbestände des autochthonen Sterlets kann die genetische Verunreinigung durch gebietsfremde Arten angesehen werden. Da Störe zur Hybridisierung neigen kann durch den Besatz mit exotischen Arten (z.B. A. baerii, A. naccari, A. transmontanus) oder standortfremden Stämmen genetisch reine autochthone Art aussterben. Neben der Gefahr der genetischen Verunreinigung kann die Faunenverfälschung auch andere Aspekte aufwerfen, z.B. Beanspruchung derselben Laichplätze, Futterkonkurrenz, Krankheitserreger (Friedrich 2009).

Neben exotischen Störspezies können auch andere Neozoen Auswirkungen auf den Störbestand haben. Das Vordringen verschiedener Laich- und Bruträuber wie der Kesslergrundel (Neogobius kessleri), der Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) oder des amerikanischen Signalkrebses (Pacifastacus leniusculus), kann unter Umständen negative Auswirkungen auf das Jungfischaufkommen haben.

Förderung und Wiederansiedelung

Zur Förderung des Sterletbestandes können vielfältige flussbauliche Maßnahmen getroffen werden, welche neben dem Sterlet auch für andere Arten als positiv zu bewerten sind. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist eine Öffnung des Längskontinuums um Laichwanderungen zu ermöglichen. Störe stellen durch ihre Größe und ihre benthische Lebensweise hohe Ansprüche an Fischaufstiegshilfen. Zusätzlich zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit, bzw. in Bereichen wo diese nicht wiederhergestellt werden kann, können künstliche Laichplätze angelegt werden.

Bei Projekten zur Wiederansiedelung in geeigneten Flussräumen ausgewählt wurden ist dafür zu sorgen, dass das Besatzmaterial aus der jeweiligen autochthonen Population stammt und genetisch nicht verunreinigt wurde. Soweit wie möglich sollten immer Elterntiere im Fluss gefangen werden, im Falle des Sterlets aus bestehenden Restbeständen, der Laich entnommen und unter künstlichen Bedingungen erbrütet werden (Friedrich 2009).

Literatur

  • Friedrich, T. 2009: Störartige in Österreich – Chancen und Perspektiven im Freigewässer. Österreichs Fischerei, 62, 250 – 258.
  • Hauer, W. 2007: Fische, Krebse, Muscheln in heimischen Seen und Flüssen. 231 pp. Stocker Verlag, Graz.
  • Hochleithner, M. 1996: Störe – Verbreitung, Lebensweise und Aquakultur. 202 pp. Österreichischer Agrarverlag, Klosterneuburg.
  • Honsig- Erlenburg, W. und M. Friedl, 1999: Zum Vorkommen des Sterlets (A. ruthenus L.) in Kärnten. Österreichs Fischerei, 52: 129-133.
  • Zauner, G. 1997: Acipenseriden in Österreich. Österreichs Fischerei, 50: 183-187.

Foto Copyright Wolfgang Hauer

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