Artenschutzprojekt Mühlviertler Stammforelle

Im Oberlauf eines kleinen Zubringers der Feldaist, der seit über 50 Jahren vom Hauptgerinne durch Wehre getrennt ist, konnte 1998 eine Population einer überaus farbenprächtigen Form der Bachforelle bestätigt werden.

Besonders auffallend sind die über den ganzen Rumpf verteilten, in Doppelreihen angeordneten roten bis orangeroten Punkte mit hellem Rand und die intensiv braunrot gefärbten Flossen, sowie die rot getupfte Rückenflosse.

Eine Genuntersuchung durch die Universität Salzburg bestätigt, dass es sich dabei um einen nahezu artenreinen Donaustamm handelt.

Infolge großer organisatorischer, finanzieller und zeitaufwändiger Bemühungen des Fischereirevieres Freistadt konnte diese Stammforelle von der Fischzucht Haider in Bad Zell nachgezüchtet werden. Sie steht seit 2003 in ausreichender Menge zum flächendeckenden Besatz für das Revier zur Verfügung. Zum Besatz gelangen ausschließlich vorgestreckte Brütlinge.

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Besondere Eigenschaften der Mühlviertler Stammforelle

  • Hohe Verträglichkeit von Ph-Wertschwankungen auch unter 6,0 wie sie im Mühlviertel bei Schneeschmelze oder starken Regenfällen immer wieder vorkommen.
  • Die Aufzucht ist nur mit natürlichem Plankton möglich, was die Natürlichkeit dieser Population unterstreicht.
  • Sie ist besonders standorttreu.
  • Sie kann mehr Flussperlmuschellarven als andere Bachforellenstämme beherbergen und stößt auch während des Winters weniger Larven ab.
  • Hohe Reproduktion

In den letzten Jahren erfolgte ein zum Teil regelmäßiger Besatz in den Fließgewässern des Revieres Freistadt. Bemerkenswert ist, dass bereits zirka 50 bis 80 Prozent der heranwachsenden Fische die eindeutigen optischen Merkmale der Stammforelle aufweisen.

Dies ist ein Beweis für die größere Durchsetzungskraft und Widerstandsfähigkeit der Stammforelle im Vergleich mit den nicht heimischen Forellen.

Aus diesen wissenschaftlich nicht bestätigten Beobachtungen entstand 2006 das Artenschutzprojekt „Mühlviertler Stammforelle“.

Das Fischereirevier Freistadt arbeitete umfangreiche Unterlagen aus, deren Umsetzung bis zum Jahr 2011 die Basis für wissenschaftliche Auswertungen ergeben wird.

Ziele

Ziel dieses Artenschutzprojektes ist einerseits die großflächige Wiederansiedelung der Mühlviertler Stammforelle und die wissenschaftliche Bestätigung der Vorzüge dieser Bachforellenart im Kristallin und andererseits die Dokumentation der Entwicklung der Stammforellenbestände im Zusammenhang mit den Begleitumständen wie der vorherrschenden Wasserchemie, dem Verhältnis der Fischbiomasse zur Anwesenheit des Fischotters und sonstiger individueller Umstände.

Gleichzeitig wird auch die Verbreitung der Flussperlmuschel mit Muschellarven (Glochidien) infizierten Stammforellenbrütlingen im Europaschutzgebiet Waldaist durchgeführt.

Die im Detail ausgearbeiteten Vorhaben und Maßnahmen werden während der üblichen naturnahen Nutzung der Angelgewässer vorgenommen.

Beteiligte Abteilungen und Körperschaften, Finanzierung

Ein derart umfangreiches und fachübergreifendes Projekt war in den Bereichen der Fischereireviere bisher noch nie durchgeführt worden und kann natürlich auch nicht alleine vom Fischereirevier Freistadt getragen und finanziert werden.

Vom Amt der Oö. Landesregierung, zeigten die Agrar- und Forstrechtsabteilung als oberste Fischereibehörde, ebenso wie die Naturschutzabteilung und die Abteilung Wasserwirtschaft – Gewässeraufsicht großes Interesse am Projekt. Der Oö. Landesfischereiverband begrüßte das Vorhaben ebenfalls.

Nach dem Abgleichen der jeweils gewünschten und erforderlichen Ziele konnte die gemeinsame Finanzierung durch diese Abteilungen und den Oö. Landesfischereiverband gemeinsam mit dem Fischereirevier Freistadt fixiert und das Artenschutzprojekt genehmigt werden.

Beschreibung der wichtigsten Detailbereiche

  • Abt. Agrar- und Forstrecht: Koordination des Projektes innerhalb des Amtes der Oö. Landesregierung.
  • Abt. Wasserwirtschaft: Periodische Analyse der Wasserqualität an den betreffenden Gewässern.
  • Zivilingenieurbüro Blattfisch über Auftrag der Abt. Naturschutz: Jährliche Infizierung der vorgestreckten Stammforellenbrütlinge mit Larven (Glochidien) der Flussperlmuscheln. Betreuung der Entwicklung der Flussperlmuscheln an den Fischen.
  • Oö. Landesfischereiverband: Koordination, Öffentlichkeitsarbeit, Bearbeiten von allenfalls auftretenden zusätzlichen Maßnahmen.
  • Fischereirevier Freistadt: Leitung des Projektes

Jährlicher Besatz in den Gewässern des Fischereirevieres Freistadt von ca. 62.000 bis 63.000 Stück Stammforellenbrütlinge im Einzugsgebiet der Donau.

Auswahl von 10 Befischungsstellen für Befischungen unter Zuhilfenahme des elektrischen Stromes, davon 6 in Europaschutzgebieten. Es erfolgt zweimal jährlich eine Bestandsaufnahme mit einer Biomasseberechnung der Bachforellen und sonstigen Fische nach „De-Lury“ und Hochrechnung auf Biomasse pro ha. Erstellen eines Längendiagrammes der Fische. Das heißt, jeder gefangene Fisch wird vermessen und verwogen.

Mehrmals jährlich erfolgt eine Bestätigung, oder eben keine Bestätigung von Otteranwesenheit in den betreffenden Abschnitten durch Sammeln der Losungen (Kot).

Markieren von Stammforellen für Aufschlüsse über das Wachstums.

Auswertung der Fischereidaten.

Kartierung der bestätigten Arten, und vieles andere mehr.

Gemeinsame Tätigkeiten

Abgleichen aller Daten mit entsprechenden Auswertungen.

Bei jährlichen Besprechungen können sinnvolle Ergänzungen oder Abänderungen in das laufende Projekt eingebracht werden.

Die gewonnenen Daten und Erkenntnisse sollen wissenschaftlich ausgewertet werden und stehen allen beteiligten Abteilungen, dem Oö. Landesfischereiverband und dem Fischereirevier Freistadt zur jeweiligen Verwendung zur Verfügung.

Sonstiges

Die Idee zum Artenschutzprojekt wuchs und reifte mit der laufenden Ausarbeitung von Bewirtschaftungskonzepten und den dabei auftretenden Problemstellungen.

Der Fischereirevierausschuss Freistadt führt die Arbeiten gemeinsam mit den Schutzorganen und sonstigem Revierpersonal und den Bewirtschaftern durch. Das Gelingen hängt wesentlich vom Engagement jedes Einzelnen nach dessen Möglichkeiten im Team ab.

Der Zusammenhalt und die Freude am gemeinsamen Arbeiten gaben schließlich auch den Ausschlag, das aus unserer Sicht zukunftsweisende Projekt in Angriff zu nehmen und umzusetzen.