Fisch des Jahres 2015 – Nase
Die Nase (Chondrostoma nasus) weist einen spindelförmigen, seitlich abgeflachten Körper auf. Wesentliche Merkmale sind die vorragende Schnauze sowie das unterständige, quergestellte Maul mit verhornter Unterlippe und scharfkantigen Rändern. Der Körper weist eine graublaue bis graugrüne Oberseite, silberne Seiten und einen weißen bis gelblichen Bauch auf. Die Flossen sind meist rötlich gefärbt und das Bauchfell der Nase ist schwarz.
2 Milchner an der Aist
Die Nase kann über 50 cm lang und mehr als zwei Kilogramm schwer werden. Die Geschlechtsreife wird mit drei bis vier Jahren erreicht.
Als sogenannter Mittelstreckenwanderer führt die Nase ausgedehnte flussaufwärts gerichtete Laichwanderungen bis zu mehreren 100 km durch, um über geeigneten Schotterflächen abzulaichen. Die Fortpflanzung findet innerhalb weniger Tage im Frühling zwischen März und Mai statt. Wichtigste Auslöser dafür stellen die Wassertemperatur, etwa 8°C bis 10°C, sowie der vorherrschende Abfluss des Gewässers, dar.
Nasen bewohnen vorwiegend schnellfließende Gewässer mit schottrigem Untergrund, welche zum überwiegenden Teil der Äschen- (Hyporhithral) und Barbenregion (Epipotamal) zuzuordnen sind. Die Nahrung dieser bodenorientierten Schwarmfische besteht hauptsächlich aus Algen, die sie von Steinen abweiden und aus Kleintieren, die in diesem Algenbewuchs leben. Charakteristisch und leicht zu identifizieren sind die dabei entstehenden Fraßspuren der Nasen auf Steinen oder Felsen.
Laichzug am Neustiftgraben
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts galt die Nase noch als Massenfisch, der nicht nur für Raubfische wie zum Beispiel dem Huchen eine wertvolle und schier unerschöpfliche Nahrungsquelle darstellte. Hunderttausende Tiere wanderten jedes Jahr die Flüsse flussaufwärts um geeignete Laichplätze aufzusuchen.
Mit der fortschreitenden Regulierung der Fließgewässer und vor allem der Errichtung von Querbauwerken und Stauräumen wurden die Lebensbedingungen für diese Fischart massiv eingeschränkt. Die Erreichbarkeit der flussaufgelegenen Laichgründe sowie die Verfügbarkeit von geeigneten Laichhabitaten (Schotterbänke) wurden vielerorts unterbunden, wodurch die Populationen stark dezimiert wurden oder sogar gänzlich verschwunden sind. Vor allem der Verlust an großräumigen und heterogenen Lebensräumen für alle Altersstadien stellt das größte Gefährdungspotential dar.
Es sind die sogenannten Schlüsselhabitate die zum Erhalt von Populationen vieler Fischarten notwendig sind und aktuell nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei zahlreichen Untersuchungen in unterschiedlichen Gewässern Österreichs zeigte sich, dass die Nase eine der meist bedrohten Fischarten ist.
Mit der Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Flüsse und der Schaffung von geeigneten Lebensräumen für alle Altersstadien ist zu hoffen, dass sich die Bestände wieder erholen werden und sich diese aus fischökologischer Sicht enorm wichtige Fischart wieder in ihren ursprünglichen Habitaten ausbreiten kann.
DI Klaus Berg
Links, welche uns von Fischerfreunden über den Laichzug der Nase zur Verfügung gestellt wurden:
https://www.youtube.com/watch?v=qL9pHpSlzVI
http://www.ennsfischen.at/?p=5245
Einen weiteren Link zur “Nasenhochzeit Neustiftgraben 2016” finden Sie hier:
Kopf eines Milchners
Copyright aller Fotos: Clemens Ratschan
Literatur:
Bonell, F. W. (2009): Frühjahrsmonitoring an der Dornbirner Ach mit dem Schwerpunkt Nase (Chondrostoma nasus). – Diplomarbeit an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, Innsbruck, 90 S. + Anhang.
Harsanyi, A. & P. Aschenbrenner (1995): Die Nase – Chondrostoma nasus (Linnaeus, 1758), Biologie und Aufzucht. – Österreichs Fischerei 48 (8/9), 193 – 202.
Kainz. E. & H. P. Gollmann (1999): Ein Beitrag zur Biologie der Nase (Chondrostoma nasus L.): Aufzucht und Vorkommen in Österreich. Österreichs Fischerei 52/1999: 265-272.
Petz-Glechner R. (2003): Die Namen unserer Fische – eine etymologische Spurensuche. 2. Nase. Österreichs Fischerei 56 (5/6): 149-150.
Reinartz, R. (1997): Untersuchungen zur Gefährdungssituation der Fischart Nase (Chondrostoma nasus L.) in bayerischen Gewässern. Dissertation zur Erlangung des akad. Grades eines Doktors der Agrarwissenschaften an der Technischen Universität München.
Zbinden, S., E. Delarue & D. Hefti (2005):Monitoring der Nase (Chondrostoma nasus) in der Schweiz. – Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.), Mitteilungen zur Fischerei Nr. 82, Bern, 37 S..